Bericht und Einordnung

Das Bau- und Verkehrsdepartement und das Präsidialdepartement luden am 22. Juni 2022 die Quartierbewohnerinnen und Quartierbewohner ins SUD im Burgweg ein, um über den Stand und die ersten Schritte des Neuanfangs zu informieren. Das ursprünglich geplante Projekt der Regierung und des BVD zur Umgestaltung des Landhof war im letzten Herbst im Grossen Rat mit grosser Mehrheit zurückgewiesen worden und damit endgültig gescheitert.

Es war ein rundum gelungener Informationsabend, moderiert von Emanuel Trueb, dem Leiter der Stadtgärtnerei. Man spürte nach den Querelen der letzten Jahre den neuen Ton im Umgang miteinander und auf allen Seiten den Willen zu einem guten Neuanfang und zur Zusammenarbeit

Aja Huber, Leiterin Gebäudemanagement des Hochbauamtes des Bereichs Städtebau & Architektur des Bau- und Verkehrsdepartements, informierte über den Stand der eingehenden Untersuchungen des Zustands der teilweise gesperrten Landhof-Tribüne und der daraus resultierenden weiteren Schritte.
Roland Frank, Leiter Fachstelle Stadtteilentwicklung der Kantons- und Stadtentwicklung erläuterte die zeitgleich mit dem Informationsanlass lancierte Befragung der Quartierbewohnenden im Wettstein und Rosental..
Im Anschluss gab es noch Gelegenheit für Fragen und für Statements aus den Reihen der Teilnehmenden am Informationsanlass.

Emanuel Trueb eröffnete die Infoveranstaltung mit einem kurzem Rückblick und sagte, man stehe mit dem Entscheid des Grossrats, der im vergangenen Herbst den Umgestaltungsvorschlag der Regierung/ des BVD abgelehnt hat, an dem Punkt, an dem man vor 8, 9 Jahren stand, dass dies aber keine Rolle spiele, weil man in den vergangenen Jahren sehr wertvolle Erkenntnisse gewonnen habe und man diese jetzt auf den Weg bringen wolle.

Der Zustand des Tribünengebäudes

Aja Huber informierte über die aktuelle Situation und den Zustand des Tribünengebäudes.
Sie erwähnte die Machbarkeitsstudie von 2011 zum Ersatzneubau, die zum Ergebnis kam, dass das Tribünengebäude damals einen Rest an Bestandslebensdauer von nur noch etwa 3-5 Jahren aufzuweisen hätte.

Im letzten halben Jahr hätten sie das Gebäude nochmals eingehend untersucht, um zu ermitteln, was jetzt gemacht werden muss, damit das Tribünengebäude weiter sicher betrieben werden kann, bis der Souverän politisch entscheidet, wie die Zukunft der Tribüne und wie die künftigen Nutzungen aussehen sollen. Erst dann solle es zu einer Gesamtsanierung kommen. Diese sei heute, in dieser Infoveranstaltung, kein Thema.

Aja Huber identifizierte mehrere Bereiche der Tribüne, die nach den Untersuchungen für Sicherungsmassnahmen im Fokus stünden:

  • Tribünendach: Die Unterseite besteht aus einer Holzverlattung und weist inzwischen viele lose Teile auf. Diese müssen mittels eines dichten Netzes unter dem Dach vor dem Absturz auf die Tribünenränge gehindert werden, sollen diese wieder geöffnet werden und sicher benutzbar sein. Abgeklärt vor Anbringung eines solchen Netzes muss allerdings noch, wie zuverlässig verhindert wird, dass Vögel darin hängen bleiben und verenden.
  • Zugang zur Tribüne: Alle vier Treppen werden als Zugang und als mögliche Fluchtwege benötigt. Sie weisen Rost in der Armierung und Abplatzungen auf. Sie müssen punktuell saniert und sicher benutzbar gemacht werden.
  • Geländer und Absturzsicherungen auf der Tribüne: Diese müssen punktuell saniert werden, weil auch sie Verrostungen und Betonabplatzungen aufweisen.
  • Gesamte Tribüne: Sie sei eigentlich in «einem gar nicht schlechten Zustand». Es fehlten zum Teil Bänke, was aber kein grosses Thema sei, da man mit neuen Holzbänke ergänzen könnte. Die grösste Einschränkung bis zu einer Gesamtsanierung ginge von der «dünnen Konstruktion» aus, so dass bspw. ein Hüpfen einer Menschenmenge auf der Tribüne schon einsturzgefährdend sei. Hier würde es Einschränkungen in der Benutzung geben müssen, auch wenn der Aufenthalt dann wieder gestattet sei.
  • Das Innere der Tribüne: Man habe brandschutztechnisch Vieles untersucht. Zum Teil handle es sich um Gegenstände, die in den Fluchtwegen stünden. Andere kleinere Massnahmen seien bereits umgesetzt worden oder bereits in Umsetzung. Die wichtigste Auflage würde den grossen Raum (Jugendraum) im 1. Obergeschoss betreffen. Die Fluchtwege seien extrem schmal und steil und würden den heutigen Sicherheitsrichtlinien nicht mehr genügen. Die Auflagen dafür seien aber noch nicht fertig formuliert. Sehr wahrscheinlich werde es aber für die weitere Zwischennutzung bis zur Gesamtsanierung eine Personenbeschränkung geben müssen.

Grundsätzlich sei es so, dass nicht alle heute festgestellten Mängel nach und nach komplett saniert werden könnten. Dazu würde eine Baueingabe benötigt. Es würde also nicht ohne Einschränkungen in der Zwischennutzung bis zur Gesamtsanierung gehen. Diese sollen aber überschaubar sein.

Die gute Nachricht sei, dass man mit Umsetzung der Sicherungsmassnahmen in der Zwischenzeit das im Moment gesperrte Äussere der Tribüne voraussichtlich spätestens im Sommer 2023 wieder eröffnen könne, sobald man wisse, wie hoch die Kosten für die Teilsanierung seien und wie der politische Weg der Geldbeschaffung dafür aussehe - und natürlich, sobald die Sicherungsmassnahmen durchgeführt seien.

So beeindruckend professionell, fundiert und überzeugend die Ausführungen von Aja Huber zum jetzigen Zustand des Tribünengebäudes waren, so konnte man sich allerdings des Eindrucks nicht erwehren, dass dessen Zustand jetzt doch meilenweit (zum Besseren) entfernt sind von der Einschätzung der Machbarkeitsstudie von 2011 oder noch von der Bewertung im regierungsrätlichen Ratschlag «Landhof für alle» zur Umgestaltung des Landhof von 2018, der im letzten Herbst im Grossen Rat ja zurückgewiesen wurde, die den Abbruch forderten. Im Ratschlag kam man zum Schluss, dass «in der Gesamtbetrachtung [verlangt] der Gebäudezustand einen Abbruch, was sowohl aus fachtechnischer Sicht als auch aus Sicht der Begleitgruppe unbestritten ist.»

Regierung und Verwaltung werden noch eine Menge Arbeit vor sich haben, auf dem Landhof und im Quartier das zerstörte Vertrauen in ihre Arbeit wiederherzustellen. Es ist nicht nachvollziehbar, dass die Jahre über nach der Abstimmung zur Grünerhaltung des Landhof immer wieder mit dem Argument der Abbruchreife, gar der Einsturzgefahr der Tribüne argumentiert wurde und jetzt klar wird, dass sie saniert, umgebaut und den heutigen Nutzungen angepasst werden kann, ohne ihren historischen Charakter als Tribüne des Landhof zu verlieren.

Start einer Befragung in den Quartieren Wettstein und Rosental

Roland Frank kündigte den Start einer Befragung in den Quartieren Wettstein und Rosental an, die bis zum 14. August durchgeführt würde. Diese solle einerseits mobil mit Befragungen an Orten in den Quartieren sein als auch digital mittels eines Fragebogens im Internet.
Die Befragung solle dann Mitte August zügig ausgewertet werden.
Die Kantons- und Stadtentwicklung würde dann federführend mit den Rückmeldungen aus der Befragung die beteiligten Verwaltungsstellen wie das Gebäudemanagement, die Stadtgärtnerei und die Allmendverwaltung des Bau- und Verkehrsdepartements, den Bereich Jugend, Familie, Sport des Erziehungsdepartements und Immobilien Basel-Stadt (Finanzdepartement) zusammenbringen und eine gemeinsame fachliche Einschätzung erarbeiten. Diese würde die Grundlage bilden für die Erarbeitung eines Nutzungskonzepts und die Erstellung eines Berichts mit einer Empfehlung als Entscheidungsgrundlage an den Regierungsrat.
Damit wäre nach Roland Frank auch die politische Diskussion eröffnet, die sich um die zur Verfügung zu stellenden Projektgelder für das Tribünengebäude und die Grünanlage drehen dürfte.
Nach dem Entscheid des Regierungsrats würde dann das Parlament und die Öffentlichkeit informiert werden, wie er den Prozess für die Weiterentwicklung weiter gestalten will.

Bemerkenswert dürfte an den Ausführungen von Roland Frank gewesen sein, dass im geschilderten Prozess abgesehen von der Befragung in den Quartieren Wettstein und Rosental - anders als im Prozess ab 2011 - von keiner weiteren Mitwirkung der Quartierbevölkerung die Rede war.

Gleichwohl war in der anschliessenden Fragerunde in vielen Voten ganz deutlich die Erwartung der Teilnehmenden zu vernehmen, dass über die Befragung hinaus die Quartierbevölkerung in die weitere Projektentwicklung einbezogen werden soll und vor allem auch die bis jetzt auf dem Landhof sich engagierenden Akteure, insbesondere der Leiter der Kinder- und Jugendarbeit, Mirko Ulbl, weil er über unschätzbares Know-how verfügt und den Landhof in- und auswendig kennt.

Ein Vertreter der Gruppierung «Landhof neu denken» informierte in diesem Zusammenhang, dass sich seit der Zurückweisung der Umgestaltung des Landhof im letzten Herbst im Grossen Rat ein Runder Tisch auf dem Landhof gebildet hat, der sich bereits einige Male getroffen und ausgetauscht hat.
Dieser Runde Tisch Landhof besteht aus den wesentlichen Akteuren auf dem Landhof, beginnend mit Landhof neu denken über die Kinder- und Jugendarbeit ooink ooink Productions, dem Verein Landhof, Freespeed Basel, den Pfadi Blauen, dem Gemeinschaftsgarten Landhof, dem Tagesheim Landhof und dem Quartiertreffpunkt Wettstein.

Einzelne, herausstechende Voten/ Fragen und die Antworten

  • Ist das Parking nun endgültig vom Tisch?
    Antwort von Emanuel Trueb: «Wir gehen Stand heute davon aus, dass ein Parking unter dem Landhof nicht mehrheitsfähig ist.» - worauf sich im Raum ein grosser Applaus zu diesem Statement erhob.
  • Bleibt der Landhof grün?
    Emanuel Trueb antwortete dahingehend, dass dies bis dato der politische Wille sei, dass der Landhof grün bleibe, ausgedrückt durch die Einzonung als Grünanlagenzone, die nur das Parlament ändern könnte. Er gehe aber davon aus, dass mindestens für diese und darüber hinaus der Landhof als Grünfläche, die für das Kleinbasel vital sei, als solche erhalten bliebe.
  • Bleibt die Tribüne nun stehen oder kann sie im Laufe des neuen Prozesses doch noch abgerissen werden?
    Antwort Emanuel Trueb: Man habe den politischen Willen so verstanden, dass das Tribünengebäude erhalten bleiben soll. Man kann aber sicher darüber nachdenken, wie dieser Erhalt aussehen könne, ob sie den zukünftigen Nutzungen angepasst werden soll.
  • Was geschieht mit dem Totomat?
    Antwort Emanuel Trueb: Den müssten sie sichern. Die momentane Sicherung bis zu Gesamtsanierung sei aber diffizil, um zu verhindern, dass er, bevor es soweit ist, in seine Bestandteile zusammenfällt. Sie würden alles unternehmen, dass dieser erhalten werden kann - wie auch das Tribünengebäude.

Weitere Informationen

Präsentation wie an der Infoveranstaltung «Landhof - wie weiter?» dem Publikum präsentiert (auch zu finden im Juni-Newsletter der Fachstelle Stadtteilentwicklung der Kantons- und Stadtentwicklung: zum Newsletter): Präsentation zum Download (PDF, 2.6 MB)

Medienspiegel


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